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GEHHILFE

Der Rollator – eine Gehhilfe auf vier Rädern

Erstellt am 07.09.2023 | Joanna Gründel
Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Alter oder körperliche Behinderungen können das Gehen und Stehen beschwerlich machen. Gehhilfen können helfen, Einschränkungen in der Mobilität auszugleichen. Die wohl beliebteste und am häufigsten verwendete Gehhilfe ist der Rollator, den es in verschiedenen Ausführungen gibt und der an Ihre persönlichen Bedürfnisse angepasst werden kann.

Foto von einer Person, von hinten aufgenommen. Die Person geht an einem Rollator über eine Kopfsteinpflasterstraße.
Bild von Anja auf Pixabay

Der Rollator besteht aus einem Rahmen mit vier Beinen und kann entweder mit vier Rädern oder mit zwei Rädern vorne und zwei Gummistoppern hinten ausgestattet sein. Der Rollator hat zwei Handgriffe, die auf Taillen- oder Hüfthöhe des Benutzers eingestellt werden sollten, und zwei Bremsen. Zwischen den Handgriffen befindet sich in der Regel ein Brett, das bei angezogenen Bremsen als Sitz genutzt werden kann. Der Rollator ist häufig mit einem Korb oder anderen Extras wie einer Halterung für einen zusätzlichen Gehstock ausgestattet. Die meisten Rollatoren bestehen aus Stahlrohr, es gibt aber auch schmalere Modelle aus Aluminium, die für den Gebrauch in Innenräumen bestimmt sind. Um den Rollator vorwärts zu bewegen, muss man ihn schieben. Deshalb ist es wichtig, vor dem Kauf zu prüfen, wie leicht die Räder laufen und wie gut die Handbremsen funktionieren. Auch das Gewicht des Rahmens ist von Bedeutung, da er in bestimmten Situationen, z. B. beim Einsteigen in einen Bus, angehoben werden muss.

Welche Rollatoren gibt es?

Es gibt viele verschiedene Arten von Rollatoren. Sie lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

Standardrollatoren vs. Leichtrollatoren

Standardmodelle wiegen ca. 8 bis 14 kg und haben eine maximale Tragkraft von bis zu 150 kg. Sie sind häufig für den Innen- und Außenbereich geeignet. Leichtrollatoren wiegen dagegen nur etwa sechs Kilogramm, können aber ebenfalls bis zu 150 kg tragen. Leichtgewichtrollatoren gibt es auch in besonders schmaler Ausführung. Diese sind dann nur etwa 57 cm breit und für den Innenbereich gedacht, wenn zum Beispiel die Türen besonders schmal sind. Standardrollatoren gibt es auch im XXL-Format für Menschen mit Adipositas. Beide bremsen mit der sogenannten Blockbremse, die nur die beiden Hinterräder bremst.

Vorteile Nachteile
Standardrollator

+ zuverlässiges Abbremsen bei Vorwärtsfahrt

+ kippsicher und stabil durch sein Gewicht

+ kostengünstig

+ wird oft von der Krankenkasse bezahlt

+ für innen und außen

+wartungsarm

- schwieriges Schieben auf unebenem Gelände

- hohes Gewicht = schwer zu tragen

- verschleißt schnell bei starker Nutzung

- manchmal unzuverlässiges Bremsen

 

Leichtrollator

+ sehr leicht, da aus Aluminium oder Carbon

+ einfach zu schieben

+ gut zu transportieren

+ kostengünstig

+ wird oft von der Krankenkasse bezahlt - wartungsarm

- kippt leicht

- nicht geeignet für Personen mit Gleichgewichtsstörungen

- geringe Belastbarkeit

- ungeeignet für den Außenbereich

- manchmal unzuverlässiges Bremsen

Außenrollatoren vs. Innenrollatoren

Außenrollatoren können Standardrollatoren mit robusteren und größeren Rädern und einem stabileren Fahrgestell sein oder sogenannte Geländerollatoren. Die Bremsen sollten besonders gut sein und das Kabel sollte innen liegen, um die Sicherheit im Freien zu erhöhen. Häufig haben Geländerollatoren Scheibenbremsen, die das Abbremsen besonders zuverlässig machen, da alle vier Räder gebremst werden. Indoor-Rollatoren sind oft schmaler und leichter (siehe Leichtgewichtrollatoren). Sie haben oft eine einhändig bedienbare Handbremse. Indoor-Rollatoren können auch aus Holz oder in einer bestimmten Farbe hergestellt werden, um sie an die Inneneinrichtung anzupassen.

Vorteile Nachteile

Geländerollator

+ überall leicht zu schieben, auch auf unebenem Gelände

+ sehr gutes Abbremsen durch Scheibenbremsen

+ gelenkschonend dank einfacher Handhabung

+ gut geeignet für aktive Personen

- deutlich teurer

- Krankenkassen übernehmen selten die Kosten

- Luftreifen müssen aufgepumpt werden und können platzen

- nicht gut für Innenräume geeignet durch seine Breite

Deltarollatoren

Der Deltarollator ist eine Sonderform des Rollators, da er nur drei Räder besitzt und sich nach vorne verjüngt. Durch seine schmale Bauweise passt er gut in kleine Wohnungen und wird hauptsächlich als Innenrollator verwendet.

Vorteile Nachteile

Deltarollator

+ sehr schmal

+ sehr günstig

+ geringer Wendekreis

- häufig kein Korb und keine Sitzfläche vorhanden

- für den Außenbereich ungeeignet

- kippt schneller um

Zusammenklappbare oder faltbare Rollatoren

Jeder Rollator kann entweder zusammengeklappt oder gefaltet werden. Dies erleichtert den Transport und spart Platz. Standard-Rollatoren werden in der Regel quer gefaltet, während teurere Modelle längs gefaltet werden können.

Elektrorollatoren

Ein Elektrorollator wird durch einen Elektromotor angetrieben. Er eignet sich vor allem für Pflegebedürftige mit wenig Muskelkraft, für Personen mit geringer Belastbarkeit oder für Gebiete mit starken Steigungen. Der Akku wird über Nacht aufgeladen. Er hält etwa zehn Stunden. Ein Nachteil der Elektrorollatoren ist der Kostenfaktor – je nach Modell kann ein Elektrorollator mehrere tausend Euro kosten.

Vorteile Nachteile
Elektrorollator

+ unterstützt besonders aktive Personen, z. B. beim Bergaufgehen

+ wenig eigene Schiebekraft nötig = Gelenke und Rücken werden geschont

+ sehr gut für den Außenbereich

- sehr teuer

- Krankenkassen übernehmen selten die Kosten

- hoher Wartungsaufwand

 

Sonderausstattungen für Rollatoren

Reichen aufgrund einer Erkrankung die Standardvarianten nicht aus, kann sich der Betroffene einen speziell auf seine Erkrankung abgestimmten Rollator mit Sonderausstattung anfertigen lassen. Das können zum Beispiel Unterarmstützen sein, die als Verlängerungen an den Handgriffen des Rollators befestigt werden und auf denen der Nutzer seine Unterarme abstützen kann. Diese Ausstattung ist besonders für Menschen mit Gelenkerkrankungen wie Arthrose geeignet. Darüber hinaus gibt es Bremsen, die entweder mit dem Fuß bedient werden können oder Einhandbremsen für halbseitig gelähmte Menschen.

Rollatoren können außerdem mit Zubehör ausgestattet werden, die den Alltag leichter machen sollen. Mit einem Teleskoparm und einem passenden Regenschirm ist der Nutzer beispielsweise auch bei Regen geschützt. Damit auch der Gehstock mitgenommen werden kann, gibt es eine Gehstockhalterung. Um gesehen zu werden, gibt es Beleuchtungssysteme, Reflektoren oder auch Klingeln. Außerdem gibt es Regenhauben für Rollatoren, Körbe, wetterfeste Taschen oder auch Trinkflaschenhalter und vieles mehr.


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Wie viel kostet ein Rollator und wie finanziere ich ihn?

Die Kosten für die Anschaffung eines Rollators können von der Krankenkasse übernommen werden, da es sich um ein Hilfsmittel handelt. In der Regel müssen Sie nur eine Zuzahlung von etwa 5 bis 10 € leisten. Je nach Verfügbarkeit erhalten Sie einen neuen oder gebrauchten Rollator und werden in die Handhabung eingewiesen. Außerdem können Sie jederzeit den kostenlosen Reparaturservice in Anspruch nehmen. Falls der Arzt zusätzliche Extras empfiehlt, können diese auch nachgerüstet werden, allerdings übernimmt die Kasse in den meisten Fällen nur Standardmodelle. Wenn Sie mehr als einen Rollator benötigen, müssen Sie die zusätzlichen Gehhilfen selbst bezahlen.

Sanitätshäuser, Baumärkte, Versandhäuser oder auch Discounter bieten manchmal Sonderangebote an. Achten Sie aber darauf, dass der Rollator gut verarbeitet und funktionstüchtig ist. Einfache Modelle gibt es ab etwa 80 €. Modelle aus leichtem Aluminium, längs zusammenklappbar und mit Zubehör können aber auch bis zu 500 € kosten. Noch teurer sind elektrische Rollatoren, die bis zu 3.000 € kosten können. Die Preise sind abhängig von Hersteller, Ausstattung und Qualität.

Warum ist es so wichtig, einen Rollator zu kaufen, der genau zu mir passt?

Es ist wichtig, dass Ihr Rollator zu Ihnen passt, um Folgeerkrankungen zu vermeiden und eine gesunde Körperhaltung zu gewährleisten. Wenn der Rollator nicht gut rollt und Sie viel Kraft zum Schieben aufwenden müssen, neigen Sie dazu, weit hinter dem Rollator zu gehen und eine gebeugte Haltung einzunehmen, was langfristig zu Problemen mit der Wirbelsäule führen kann. Insbesondere können Einengungen der Halswirbelsäule auftreten, die zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen in den Händen führen können. Es ist daher ratsam, den Rollator vor dem Kauf auszuprobieren, um sicherzustellen, dass er für Sie geeignet ist. Wenn Sie den Rollator online bestellen, informieren Sie sich über die Rückgabebedingungen und eventuelle Probezeiten.

Zuletzt geändert am 15.02.2024

QUELLEN
  1. Bekanntmachung des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) Fortschreibung der Produktgruppe 10 „Gehhilfen“ des Hilfsmittelverzeichnisses nach § 139 SGB V vom 27.08.2018, https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/hilfsmittel/fortschreibungen_aktuell/2018_2/20180827_Fortschreibung_der_Produktgruppe_10_Gehhilfen.pdf (besucht am 06.09.2023)

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