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GEHHILFE

Der Gehstock – Unterstützung im Alltag

Erstellt am 07.09.2023 | Joanna Gründel
Geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Wenn das Gehen im Alter schwerer fällt, können verschiedene Hilfsmittel beim Gehen helfen. Eines dieser Hilfsmittel ist der Gehstock, der sowohl drinnen als auch draußen verwendet werden kann.

Senior mit Krankenpflegerin auf dem Sofa
Foto von Paperkites auf istockphoto.com

Gehstöcke können je nach Bedarf unterschiedlich gestaltet sein, bestehen aber in der Regel aus einem Metallrohr, einem Handgriff mit möglichst großer horizontaler Auflagefläche und einem rutschfesten Laufgummi am anderen Ende (im Winter auch mit Metallspitze). Dank dieser Eigenschaften kann der Gehstock sowohl drinnen als auch draußen verwendet werden.

Ein Gehstock oder auch Gehhilfe geannt, ist ein Hilfsmittel zur medizinischen Rehabilitation, das in der Regel von Ihrem Arzt verordnet wird, wenn bestimmte Indikationen vorliegen, wie z.B. eine bestimmte Erkrankung und die damit verbundene therapeutische Maßnahme. Es gibt zwei medizinische Krankheitsbilder, bei denen ein Gehstock notwendig sein kann. Zum einen bei Gehbehinderungen, bei denen ein Teil des Skeletts vorübergehend oder auch dauerhaft entlastet werden muss, z.B. nach einem Beinbruch. Zum anderen kann er bei Gehbehinderungen aufgrund von Einschränkungen des aktiven oder passiven Bewegungsapparates und/oder Koordinationsschwierigkeiten während der Gehphase, wie z.B. nach einem Muskelfaserriss oder Bänderriss, eingesetzt werden. Gehbehinderungen beziehen sich hier auf Funktionsstörungen des Stütz- und Bewegungsapparates, der Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke und Knochen umfassen kann. Diese Fehlfunktionen können angeboren oder erworben sein und zu dauerhaften oder vorübergehenden Behinderungen führen, z. B. nach einem Unfall.

Die verschiedenen Arten des Gehstocks

Das Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenversicherung unterscheidet u. a. folgende zwei Arten von Gehhilfen: einfache Gehstöcke und Gehstöcke mit anatomischen Handgriff. Letztere sind in der Regel aus Metall, können aber auch aus Holz oder Kunststoff gefertigt sein. Die Größe der Unterarmgehstützen wird individuell an den Patienten angepasst, indem der Abstand vom Boden bis zum ulnaren Karpalgelenk (Handgelenk) gemessen wird, während der Arm des stehenden Patienten im Ellenbogen um 20 - 30 Grad gebeugt ist.

Ein einfacher Gehstock hat einen Griff, der sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand benutzt werden kann, während Gehstöcke mit anatomisch geformten Griffen nicht austauschbar sind und an nur einer gesamten Handfläche angepasst sind. Dadurch kann eine möglichst große Fläche zur Abstützung und Druckverteilung genutzt werden. Der Handgelenkgriff ist entweder für die linke oder die rechte Hand geeignet und entlastet somit im Gegensatz zu Standardgriffen das Handgelenk und ermöglicht eine längere Belastung. Weitere Gehstock-Arten sind:

  • Der Handstock: Ein Hand- oder Spazierstock wird verwendet, wenn die Gehbehinderung sehr leicht ist und keine Entlastung des Skeletts erforderlich ist. Der Handstock dient somit der Sicherheit und ist in der Regel aus Holz. Die Länge des Handstocks wird am Stockende gekürzt, um ihn an die individuellen Körpermaße des Trägers anzupassen.
  • Der Faltstock: Der Faltstock ist ein mehrfach faltbarer Gehstock, der sehr praktisch ist, da er in eine Tasche oder einen Rucksack passt und so immer griffbereit ist. Faltstöcke eignen sich für Personen, die erst nach längerem Gehen oder bei stärkerer Belastung Unterstützung benötigen.
  • Die Mehrfußgehhilfe: Mehrfußgehhilfen bieten durch drei, vier oder fünf "Füße" mehr Unterstützung als ein normaler Gehstock. Sie verhindern das seitliche Umkippen des Patienten und erhöhen so die Standsicherheit. Allerdings können diese "Füße" zu Stolperfallen werden, wenn die Gehhilfen beiseitegestellt werden. Mehrfußgehhilfen bestehen in der Regel aus Aluminium- oder Stahlrohr und können auch mit einem anatomisch geformten Handgriff ausgestattet sein. Die Mehrfußgehhilfen sind auch mit anatomisch geformten Handgriffen erhältlich, die für noch mehr Entlastung sorgen.


Was kostet ein Gehstock und gibt es Finanzierungsmöglichkeiten?

Ein Gehstock, egal welcher Art, kann zwischen 30 und 160 € kosten. Wird der Gehstock auf ärztliche Verordnung gekauft, übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten, da es sich um ein Hilfsmittel im Sinne des § 33 SGB V handelt. Allerdings kann eine Zuzahlung von bis zu 10 € erforderlich sein. Geht der Bedarf über den Standard hinaus, muss der Patient die Mehrkosten in der Regel selbst tragen. Lehnt die Krankenkasse die Kostenübernahme ab, besteht die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen oder den Gehstock selbst zu bezahlen, da er frei verkäuflich in Apotheken oder Sanitätshäusern erhältlich ist.

Unter bestimmten Voraussetzungen können auch andere Institutionen bei der Finanzierung von Hilfsmitteln behilflich sein. Bei einer Gehbehinderung infolge eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit kann die Unfallversicherung die Kosten übernehmen. Wenn die Anschaffung des Gehstocks die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft ermöglicht, kann unter bestimmten Voraussetzungen auch die Sozialhilfe einspringen. Dies hängt jedoch vom Einkommen und Vermögen des Antragstellers ab.

Zuletzt geändert am 15.02.2024

QUELLEN
  1. Bekanntmachung des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) Fortschreibung der Produktgruppe 10 „Gehhilfen“ des Hilfsmittelverzeichnisses nach § 139 SGB V vom 27.08.2018, https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/hilfsmittel/fortschreibungen_aktuell/2018_2/20180827_Fortschreibung_der_Produktgruppe_10_Gehhilfen.pdf (besucht am 06.09.2023)

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