
Epilepsie ist eine Erkrankung, die zu einer Art Gewitter im Gehirn führt. |©ra 2 studio – Fotolia.com
Obwohl die Epilepsie laut MyHandicap.de die häufigste Erkrankung des zentralen Nervensystems ist, sind ihre Ursachen bis dato nicht vollständig geklärt. Sicher ist, dass für Epilepsie sowohl eine ererbte Veranlagung vorliegen, sie aber auch durch einen Schaden des Gehirns, etwa eine Verletzung oder einen Tumor, verursacht werden kann.
Unterschieden werden muss auch zwischen der Epilepsie als dauerhafte Erkrankung und dem auftreten von epileptischen Anfällen. Eine Vielzahl von Umweltfaktoren kann einen epileptischen Anfall auslösen, so dass rund 5% aller Menschen in ihrem Leben einmal einen epileptischen Anfall erleiden. Von Epilepsie sprechen wir jedoch erst, wenn innerhalb von 24 Stunden mindestens zwei epileptische Anfälle aufgetreten sind, für die es keine offensichtlichen Erklärungen (wie etwa ein Substanzmissbrauch) gibt.
Ein Wort für viele Symptome
Die Arbeit der Nervenzellen im Gehirn ist in der Regel genau aufeinander abgestimmt und verläuft daher in geordneten Bahnen. Ein epileptischer Anfall tritt auf, wenn viele Nervenzellen gleichzeitig und hochsynchron Signale senden. Das Gehirn wird überstimuliert und verliert die Kontrolle über einzelne Funktionsbereiche. Je nachdem, in welchem Bereich der epileptische Anfall auftritt, gestalten sich auch die Symptome des Anfalls. Unterschieden wird dabei zwischen fokalen und generalisierten Anfällen. Während generalisierte Anfälle das gesamte Gehirn befallen, finden fokale Anfälle nur in begrenzten Bereichen, wie etwa dem Sprachzentrum, statt.
In der nachfolgenden Tabelle haben wir unterschiedliche Anfallsarten aus dem Bereich der generalisierten Anfälle mit den gängigsten Symptomen für Sie aufgelistet.
Bezeichnung der Anfallsart | Typische Symptome |
---|---|
Absencen (Petit-Mal-Epilepsie) | Leerer, abwesender Blick und Bewusstseinsstörungen. Der Betroffene ist nicht ansprechbar und kann sich nach dem Anfall an nichts erinnern. Der Anfall dauert in der Regel nur wenige Sekunden. |
Myoklonische Anfälle | Muskelzuckungen einzelner Körperpartien (zum Beispiel der Arme) oder des ganzen Körpers. In der Regel nur kurz andauernd. |
Tonischer Anfall | Verspannung der Muskeln an Rücken, Armen und Beinen. |
Atonischer Anfall | Beim atonischen Anfall spannen sich die Muskeln nicht an, sondern werden schlaff. Die Beine geben nach oder der Kopf kann nicht mehr in Position gehalten werden. |
Grand-Mal-Epilepsie | Auf das Versteifen der Muskeln, das Verdrehen der Augen und Bewusstlosigkeit folgen starke, krampfartige Muskelzuckungen. Kieferkrämpfe und Atemaussetzer von bis zu 30 Sekunden bringen den Betroffenen in eine bedrohliche Situation. Obwohl diese Anfallsform besonders medial häufig dargestellt wird, tritt sie de facto selten auf. |
Status epilepticus | Bezeichnet das Aufeinanderfolgen von mehreren epileptischen Anfällen, ohne eine Erholungspause. Es droht Lebensgefahr! |
Nach einem Anfall sind Epileptiker oft noch mehrere Minuten desorientiert oder müde. Das Gehirn braucht Zeit, um sich von dem anstrengenden Anfall zu erholen, tut dies in aller Regel aber ohne medikamentöse Unterstützung oder andere Maßnahmen.
Eine genaue Diagnose ist wichtig
Sehr häufig tritt die Epilepsie nicht als ein isoliertes Krankheitsbild auf, sondern ist ein Symptom anderer Erkrankungen. Dies macht eine genaue Diagnose der Epilepsie besonders wichtig, da nur durch diese die Ursache gefunden und gegebenenfalls sogar beseitigt werden kann.
Einen wichtigen Aspekt der Diagnosestellung bildet die Beschreibung und Analyse des Anfallbildes. Da der Betroffene sich selbst jedoch in aller Regel nicht mehr an den Anfall erinnern kann, ist es ratsam, einen Vertrauten zum Arzt mitzunehmen, der bereits einen oder mehrere Anfälle beobachten konnte. Weitere Etappen der Diagnosestellung sind anschließend sind je nach Diagnoseverdacht ein MRT (Magnetresonanztomographie), CT (Computertomographie) oder ein EEG (Elektroenzephalographie).
Nur mit einer differenzierten Diagnose können beispielsweise Hirnblutungen, Verkalkungen im Gehirn oder Tumore ausgeschlossen werden.
Die Epilepsie in den Griff bekommen
Ob und in welcher Form die Epilepsie einer Therapie bedarf, unterscheidet sich individuell stark bei den Betroffenen. Die am häufigsten angewandte Behandlungsmöglichkeit ist die Gabe von verschiedenen Medikamenten. Dieser stehen jedoch eine Reihe von Nebenwirkungen entgegen. Vor allem Frauen müssen bei vielen Medikamenten gegen Epilepsie auf die Anti-Babypille verzichten und eine Schwangerschaft sehr sorgfältig planen, da lange vor der Schwangerschaft die Medikamente abgesetzt oder verändert werden müssen. Außerdem bringen einige Epilepsiemedikamente den Vitaminhaushalt durcheinander. Betroffene sind darauf angewiesen, ihren Körper mit zusätzlichen Vitaminen zu unterstützen.
Bei einigen Epilepsieformen ist eine Operation im Bereich der sogenannten Epilepsiechirurgie erfolgsversprechend. Vor allem bei einem fokalen Anfallsleiden kann mit dieser Methode der entsprechende Bereich des Gehirns teilweise oder komplett entfernt, und die Epilepsie somit im Idealfall sogar geheilt werden. Sind Sie von Epilepsie betroffen, so können Sie die Häufigkeit der Anfälle durch einen veränderten Lebenswandel gegebenenfalls reduzieren. Vermeiden Sie nach Möglichkeit zu viel Stress und sorgen Sie für ausreichend Schlaf, da Schlafmangel anfallsauslösend wirkt. Auch auf den übermäßigen Konsum von Alkohol sollten Sie verzichten – gegen ein gelegentliches Gläschen Wein ist jedoch nichts einzuwenden.
Bei manchen Epilepsie-Patienten kommt zudem ein Hirnschrittmacher zum Einsatz, der durch die Stimulation des Gehirns das Anfallsauftreten reduziert.
Was tun bei einem Anfall?
Beobachten Sie einen Betroffenen bei einem Anfall, beachten Sie bitte folgendes:
- Räumen Sie Gegenstände aus der Reichweite des Betroffenen, da dieser sich während eines Anfalls daran verletzen könnte. Halten Sie den Betroffenen nicht fest!
- Ein Anfall dauert in der Regel zwei Minuten und endet dann von selbst. Erst bei einer Zeitspanne von fünf Minuten wird es brenzlig. Rufen Sie in diesem Fall den Notarzt!
- Bleiben Sie nach einem Anfall bei dem Betroffenen, bis dieser sich wieder orientieren kann und sich vollständig erholt hat.
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Quellen
- Gunti, Patrick: Epilepsie: Mehr als Zucken und Schreien, unter: http://www.myhandicap.de/epilepsie-anfall-nervenzellen-neurologie.html?gclid=CI-9lvmdy7wCFQQGwwodaGEAoA, abgerufen am 14.02.2014.
- Prof. Dr. med. Elger, Christian E.: Epilepsie, unter: http://www.apotheken-umschau.de/epilepsie , abgerufen am 14.02.2014