Alzheimer

Was ist Alzheimer?

Linda Ewaldt | 24. September 2014

Das Rezept für den Kuchen vergessen oder den Schlüssel verlegt. Schnell entsteht in solchen Situationen die Angst, an Alzheimer zu erkranken. Doch nicht jede Vergesslichkeit ist automatisch mit der gefürchteten Hirnerkrankung gleichzusetzen.

 

Alzheimer - manchmal helfen nur Notizen, um nicht die einfachsten Dinge zu vergessen.

Wer unter Alzheimer leidet, verliert sich selbst und vergisst oft sogar seinen Namen. |©Edler von Rabenstein – Fotolia.com

Etwa eine Million Menschen leiden derzeit in Deutschland an einer Demenzerkrankung, 700.000 von Ihnen am Alzheimer-Typ. Morbus Alzheimer, so der offizielle Name der Demenzform, die  von dem Mediziner Alois Alzheimer im Jahr 1906 das erste Mal medizinisch beschrieben wurde, gehört damit zu einer der gefürchtetsten Krankheiten bei der älteren Bevölkerung.

Bis heute sind Entstehung und Ursache der Krankheit nicht abschließend geklärt, allen Alzheimer-Patienten gemeinsam ist jedoch eine erhöhte Eiweißablagerung im Gehirn. Ist ein Mensch an Alzheimer erkrankt, so umschließt das Eiweißfragment β-Amyloid die Nervenzellen und zerstört diese. Während bei gesunden, älteren Menschen diese β-Amyloide in etwa dem gleichen Maße produziert, wie sie wieder abgebaut werden, sind die Ablagerungen bei Alzheimer-Patienten hingegen dauerhaft und werden auf einem Hirnscan sichtbar.

Die Folgen der Alzheimererkrankung sind unter anderem Gedächtnisverlust, Antriebs- und Orientierungslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Persönlichkeitsveränderungen.

Die Diagnose verarbeiten und nutzen

Nach der Diagnose Alzheimer sind Betroffene und Angehörige zumeist geschockt. Ist der erste Schrecken verdaut, gilt es, Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen. Dazu gehört auch, die Entscheidung zu treffen, inwieweit Sie sich selbst über Ihre Krankheit informieren möchten. Einige Alzheimer-Erkrankte fürchten sich vor der Zukunft und möchten gar nicht erfahren, was noch auf sie zukommt. Das ist Ihr gutes Recht und sollten Sie diese Entscheidung für sich treffen, sprechen Sie auch mit Ihren Angehörigen darüber. Genauso haben Sie jedoch ein Anrecht darauf, frühzeitig über alle Dinge, die Ihre Krankheit betreffen, informiert zu werden. Sprechen sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie etwas nicht verstehen und bitten Sie ihn auf komplizierte medizinische Zusammenhänge bei der Erklärung zu verzichten.

Damit auch nach der Diagnose Ihr Leben weiterhin so verläuft, wie Sie es sich wünschen, schließen Sie rechtzeitig eine umfangreiche Betreuungs- und Patientenvollmacht ab. Diese gibt darüber Auskunft, ob und welche Art von medizinischen Maßnahmen an Ihnen vollzogen werden dürfen. Auch wie im Falle einer Unterbringung in einem Heim verfahren werden soll, können Sie hier festlegen. Bei vielen dieser Verfügungen ist Ihre Unterschrift nur dann rechtskräftig, wenn Sie aus juristischer Sicht im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte sind. Suchen Sie sich vor dem Unterschreiben von Vollmachten am besten einen vertrauensvollen Außenstehenden oder – noch besser – einen Notar, der Ihnen dies bestätigen kann.

Dem Fortschritt der Krankheit entgegen wirken

Nach der Diagnose fühlen Sie sich möglicherweise Ihrer Krankheit hilflos ausgeliefert. Der Prozess von Alzheimer ist fortschreitend, die Geschwindigkeit, in der dies geschieht, unterscheidet sich jedoch individuell sehr stark. Es hat sich gezeigt, dass gebildete Menschen und solche, die lange Zeit geistig aktiv bleiben, seltener an Alzheimer erkranken als andere. Zudem schreitet bei Ihnen die Krankheit langsamer voran.

Wirken Sie daher aktiv dem Prozess von Alzheimer entgegen, indem Sie Ihrem Gehirn konsequent Leistung abfordern. Dies kann zum Beispiel geschehen, indem Sie sich mit Angehörigen regelmäßig Fotos ansehen und sich an schöne Zeiten aus Ihrer Vergangenheit erinnern. Aber auch durch Lesen und dem Lösen von Kreuzworträtseln halten Sie sich so lange wie möglich geistig fit.  Wichtig ist: Überfordern Sie sich nicht, um Frustrationen zu vermeiden. Das Training soll dazu dienen, dass Sie sich selbst erhalten bleiben. Es ist und darf keiner Prüfungssituation gleichkommen.

Besonderheiten bei der Pflege von Alzheimererkrankten

Wie viele andere Krankheiten, verläuft auch Morbus Alzheimer individuell. Die Einschränkungen, die ein Betroffener erfährt, treten bei jedem Patienten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in variierender Schwere auf, so dass es nicht möglich ist, Alzheimer in verschiedene Stadien einzuteilen. Grund hierfür sind nicht zuletzt die zuvor erwähnten Eiweißeinlagerungen, die unterschiedliche Hirnregionen angreifen.

Trotz des individuellen Verlaufes werden Sie bei sich oder Ihren an Alzheimer erkrankten Angehörigen im Laufe der Krankheit einige Symptome entdecken, die für die Krankheit typisch sind. Unsere Tabelle gibt Anregungen, wie Betroffene und Pflegende bestmöglichst mit der Situation umgehen und sich die Pflege so erleichtern können.

Symptom Lösungsvorschlag
Gedächtnisverlust Haben Sie Geduld. Notizen innerhalb der Wohnung helfen dem Gedächtnis eine Zeit lang auf die Sprünge und nehmen dem Alzheimererkrankten den Druck, sich an etwas erinnern zu müssen. Möchten Sie sich gemeinsam mit einer an Alzheimer erkrankten Person an etwas erinnern, so sollten Sie darauf achten, dass die Erinnerung positiv besetzt ist, um den Erkrankten nicht aufzuwühlen.
Wiederholungen von Gedankengängen Oft kann es vorkommen, dass Alzheimerpatienten ein- und den selben Gedanken innerhalb von wenigen Minuten immer wieder aussprechen. Auch wenn es schwer fällt: Bleiben Sie hierbei ruhig. Ein Hinweis darauf, dass ein Thema bereits geklärt wurde, hat in der Regel wenig Sinn und Diskussionen wirken zermürbend für beide Seiten.
Stimmungsschwankungen Die Stimmungsschwankungen während der Erkrankung sind nicht selten auch ein Zeichen von zunehmender Frustration bei dem Patienten. Als Pflegender kann es Ihnen helfen den Auslöser für plötzliche Stimmungsschwankungen auszumachen, um ein Verständnis für den Erkrankten zu entwickeln. Vermeiden Sie auch hier Diskussionen. Scheint Ihnen eine Situation festgefahren, versuchen Sie den Betroffenen freundlich aber bestimmt abzulenken.
Orientierungsschwäche Im späteren Verlauf der Krankheit greift die Orientierungsschwäche nicht mehr nur im Straßenverkehr, sondern macht sich auch in der Wohnung bemerkbar. Die deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. empfiehlt, die Türen in der Wohnung mit Farben und Zeichen zu versehen, an denen sich der Betroffene orientieren kann.
Versehen Sie zudem die Kleidung, die Uhr oder ein Medaillon des Erkrankten mit Ihrer Telefonnummer und der Adresse. Hat sich der Alzheimererkrankte einmal verlaufen, findet er so nach Hause zurück.
Sprachstörungen Schwierigkeiten beim Finden der richtigen Worte sind ebenfalls ein typisches Symptom von Alzheimer. Betroffene behelfen sich schließlich damit, das gesuchte Wort zu umschreiben oder auf ein Objekt zu zeigen. Später kann sich die Sprachstörung zu einer vollkommenen Verstummung bis hin zu Schluckbeschwerden ausweiten. Dann ist es Zeit für eine angepasste Ernährung.Sie erleichtern sich die Kommunikation, indem Sie möglichst nur Ja-Nein Fragen stellen und auf einen komplizierten Satzbau im Gespräch verzichten. Drücken Sie sich klar und unmissverständlich aus und vermeiden Sie Metaphern, wie zum Beispiel „Katzenwäsche“ oder „die rosarote Brille“, da diese häufig nicht mehr verstanden werden.

Hilfe für Angehörige

Etwa die Hälfte der an Morbus Alzheimer erkrankten Menschen wird zu Hause gepflegt. Für die Angehörigen bedeutet das eine oft unterschätzte, hohe Belastung. Der Pflegebedürftige verändert sein Wesen, die Verständigung mit ihm wird zusehends schwieriger und damit auch die Pflege und der alltägliche Umgang. Bei einigen Alzheimererkrankten kann auch Aggressivität beobachtet werden, die den Pflegenden in unangenehme und manchmal sogar gefährliche Situationen bringt. Vor allem, wenn Ihnen der Erkrankte besonders nahe steht, kann es schwierig sein damit umzugehen, dass er Sie möglicherweise nicht mehr erkennt.

In all diesen Situationen ist es von großer Bedeutung, eine psychische und physische Überbelastung seinerselbst zu vermeiden. Helfen kann hierbei das Gespräch mit anderen Pflegenden, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe. Außerdem sorgen Tages- und Kurzzeitpflege für die dringend benötigte Freizeit. Nehmen Sie sich diese Möglichkeit, um Kraft zu tanken und Ihr eigenes Leben nicht aus den Augen zu verlieren. Es hilft weder Ihnen noch Ihren Angehörigen, wenn Sie sich vollständig für die Pflege aufopfern.

Suchen Sie sich außerdem Hilfe und Beratung, wenn Sie Fragen rund um das Thema Alzheimer haben. Anlaufstelle hierfür ist zum Beispiel der Telefondienst der deutschen Alzheimerhilfe e.V.

 

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Quellen

  1. Barden, Ingeburg: Der große Caritas-Ratgeber – Hauskrankenpflege, Stuttgart, 2010, S. 264-267.
  2. Prof. Dr. Kurz, Alexander: Alzheimer-Krankheit: Was geschieht im Gehirn?, In: Das wichtigste über die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen (2013, Seite 6), unter: http://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/broschueren/das_wichtigste_ueber_alzheimer_und_demenzen.pdf (Abgerufen am 27.01.2014)